KAPITEL
1

Demnach
kommt Melanie, wie so oft, nicht in Ballbesitz und kann nur zusehen,
wie ihr Bruder stehen bleibt, den Basketballkorb anvisiert, dann
hochspringend wirft und tatsächlich einen Treffer landet. Gekonnt
fängt er den am Schuppen abprallenden Ball und versucht es erneut,
doch diesmal trifft er nur den Rand des Korbes.
»Mist
…!«, äußert er entsprechend und wischt sich mit der flachen Hand
den Schweiß von der Stirn. Anschließend wendet er sich, um das
hopsende Rund einzufangen.
Melanie,
deren dunkles Haar mit einem Reif geschmückt ist, lächelt. Sie
freut sich darüber, dass Tim soeben keinen Erfolg erzielen konnte
und wartet beobachtend auf den hopsenden, ihr näher kommenden Ball.
Dann ergreift sie die Chance – mit der Hand gleitet sie über den
kurz vor ihr abprallenden Basketball. Dennoch hat sie das runde
Spielgerät nicht recht unter Kontrolle, und da kommt Tim auch schon
angerannt und nimmt den Ball rasch in Besitz.
»Ich
hatte ihn eben gehabt«, schimpft die Siebenjährige. Ihr langes Haar
weht im angenehmen Sommerwind, als sie ihren Bruder bockig ansieht.
Tim
dagegen grinst, und stänkernd kommt er mit dem Ball dribbelnd auf
Melanie zu. »Und jetzt hab ich ihn wieder. So geht Basketball eben.«
Ungeschickt
versucht sie daraufhin, den hochspringenden Ball zu gewinnen, doch
zügig entfernt sich Tim ein Stück von ihr. »Ach man!«, reagiert
sie genervt.
Den
Ball prellt er konzentriert weiter, und in kurzen Abständen blickt
er immer wieder zu seiner Schwester, um ihr keine Chance der
Ballentnahme zu ermöglichen. »Komm doch, komm doch …!«, neckt
er.
»Das
geh ich Mami sagen!« Frech streckt sie ihm die Zunge entgegen, und
übertrieben bockig stapft sie los, während Tim sich unbeeindruckt
umdreht und im Zickzack-Kurs auf den Basketballkorb zusteuert.
Die
beiden streiten sich ständig. In diesem Alter finden Jungs Mädchen
eben doof und umgekehrt genauso. Allerdings ist Tim meistens
derjenige, der anfängt zu zoffen, weil er sich von seiner Schwester
genervt fühlt. Er meint immer, sie sei noch zu klein und kann alles,
was er so macht, noch nicht. Und das lässt er sie mit seiner
gemeinen Umgangsform spüren. Er ist viel zu sehr sein eigener Typ
und legt manchmal Allüren an den Tag, die darauf schließen lassen,
dass er sich im späteren Leben garantiert durchzusetzen weiß.
Auf
der Terrasse sitzen Jessica und Heiko, schauen konzentriert auf den
Tisch. Die Eltern der beiden Kinder haben einen Straßenatlas vor
sich liegen, um den Streckenverlauf ihrer bevorstehenden Reise zu
optimieren und gedanklich zu festigen.
Eine kleine Leseprobe des Prologs ist hier zu finden.